Neue IDS Mobility Community fördert Datenräume und Internationalisierung

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Ein Höhepunkt des IDSA Summit 2021, des jährlichen Flaggschiff-Events der International Dataspaces Association, war der offizielle Start der IDS Mobility Community. Die IDSA sieht IDS Communities als entscheidendes Bindeglied zwischen spartenübergreifender Standardisierung und branchenspezifischer Integration und Umsetzung (Link). Der Start der Community wurde in einer Sondersitzung zum Thema Mobility Cases & Dataspaces angekündigt, die vom IDSA-Vorstandsvorsitzenden Reinhold Achatz moderiert wurde (siehe Figure 1).Eröffnet wurde die Veranstaltung von Karl-Heinz Streibich, dem Präsidenten der acatech und früheren CEO der Software AG, mit einem Vortrag über die von der Bundesregierung initiierte Entwicklung eines Mobility Dataspace (DRM). Danach war es an Dr. Tim Wiegels, VP Data von Free Now, einen ersten echten DRM Use Case vorzustellen. Den Abschluss bildeten Prof. Dr. Chris Schlueter Langdon (Deutsche Telekom) und Sebastian Pretzsch (Fraunhofer IVI) mit der Präsentation der neuen IDS Mobility Community.

 

Abb. 1: Die Herren Achatz, Streibich, Wiegels und Schlueter Langdon beim 2021 IDSA Summit

Die drei Phasen des Datenraums in der Automobilität

Der Begriff Dataspace oder Datenraum ist ein Kandidat für das „Wort des Jahres 2021“, und das nicht zuletzt auch wegen bahnbrechender Ereignisse im Automobilsektor, Deutschlands wichtigster Industrie und einem der wichtigsten Arbeitgeber Europas mit fast 15 Millionen meist gut bezahlten Stellen (ACEA 2020).

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Autogipfel im Oktober 2020 Datenräume als oberste Priorität für die deutsche Automobilwirtschaft ausrief, zeigten sich nicht wenige Branchenbeobachter überrascht (Delhaes 2020). Was genau ist ein Datenraum (siehe dazu „Willkommen im Zeitalter der ‚Datenräume‘: Speicherung wird sekundär“, Link)?Heute wird dieser Begriff fast selbstverständlich verwendet. Inzwischen hat die Ankündigung der Kanzlerin große Wellen geschlagen. Ab 2021 sind drei wichtige Datenraumprojekte auf den Weg gebracht geworden – und zwar alle im Automobilsektor:

(1) Primus inter pares sind dabei (a) ein Mobility Dataspace (Datenraum Mobilität, DRM) zusammen mit einem Upgrade von Deutschlands nationalem Zugangspunkt für Mobilitätsdaten (Mobilitätsdaten Plattform, MDP) und (b) das Catena-X Automotive Network. DRM und MDP werden von der Bundesregierung initiiert. Ersterer wird von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech, Link), letztere von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt, Link) organisiert.Gefördert werden beide vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Catena-X ist das geistige Produkt der Automobilindustrie, einem Konsortium wichtiger Branchenakteure, zu dem alle deutschen Automobilhersteller (OEMs) wie BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen, führende Tier 1-Zulieferer sowie ICT- und Software-Spezialisten wie unter anderem Deutsche Telekom und SAP (Catena-X, link) gehören.

(2) Die beiden Projekte, DRM-MDP und Catena-X, profitieren von früheren Pionierinitiativen mit hauptsächlichem Fokus auf Forschung und Erprobung, wie MobiDS (2019-22, Link) und das RealLab Hamburg der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität oder NPM (2020-21, Link), beide gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI).

(3) Die dritte Welle wird durch „GAIA-X 4 Future Mobility“ repräsentiert, eine Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekten, die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) organisiert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert werden; Sie stellen außerdem eine wichtige Initiative der deutschen GAIA-X Hubs Mobility Domain dar, deren Speerspitze das Launch-Projekt GAIA-X 4 KI (Künstliche Intelligenz) ist; siehe dazu die Kickoff-Veranstaltung mit Herrn Stöckl-Pukall vom BMWi in Figure 2).

An allen drei Wellen ist das Team des Telekom Data Intelligence Hub direkt beteiligt, und zwar nicht nur in der Theorie, sondern auch in der praktischen Entwicklung von Folgendem …

  • Die neue MDP auf IDS-Basis komplett mit Store für Daten-Apps.
  • Ein Datenraum-Demonstrator für eine neuartige, vernetzte Mobilität wie intermodales Reisen im RealLab Hamburg der NPM (TP2, Link).
  • Use Cases des acatech DRM.
  • Die auf IDS basierende GAIA-X-Kerndateninfrastruktur einschließlich ausgewählter grundlegender Datendienste des Catena-X Automotive Network.
  • Ein experimenteller Datenraum für ausgewählte Use Cases in den Bereichen autonomes Fahren und NextGen-Fertigung in GAIA-X 4 KI.
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Abb. 2: Stöckl-Pukall: Kickoff-Veranstaltung für die GAIA-X 4 KI

Telekom als Pionier für GAIA-X und IDS

Was all diese Initiativen miteinander verbindet, ist der Einsatz von IDS-Technologie. Diese wurde von der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert (Otto et al. 2019). Die Technologie ermöglicht eine verteilte, föderierte Datenschicht und ähnelt der Einführung von Webservices auf der Anwendungsschicht um die Jahrtausendwende (Schlueter Langdon 2003), was die Flexibilität von Informationssystemen wesentlich erhöhen kann (Schlueter Langdon 2006). Heute stellen IDS einen jederzeit verfügbaren Satz an Softwarekomponenten dar, mit denen eine grundlegende Datenrauminfrastruktur bereitgestellt wird, während die Entwicklung der GAIA-X-Technologie gerade erst Fahrt aufnimmt. Und das erklärt auch unsere Rolle als Deutsche Telekom und insbesondere die des DIH-Teams: Wir bringen uns mit wichtigen Kompetenzen und Fertigkeiten in Sachen GAIA-X und IDS ein. Dazu waren wir als Deutsche Telekom für beide eine treibende Kraft. Telekom-Vorstandsmitglied Claudia Nemat hat GAIA-X als einer von elf deutschen Gründungspartnern ins Leben gerufen. T-Systems-Technikchef Max Ahrens ist erster Vorsitzender des Board of Directors der neuen GAIA-X-Betreibergesellschaft GAIA-X AISBL. Des Weiteren haben Teams der Telekom bereits bei der Ausarbeitung wichtiger Spezifikationen mitgeholfen, darunter die Anforderungen der GAIA-X Federation Services. Ähnlich verhält es sich mit IDS: Die Deutsche Telekom hat sich von Anfang an in der International Dataspaces Association (IDSA) engagiert: Als stellvertretende Vorsitzende fungiert Telekom SVP und 5G-Kommunikationsexpertin Antje Williams. Ebenfalls am Projekt beteiligt sind zahlreiche weitere Führungskräfte, und zwar von der Architekturentwicklung bis hin zur Zertifizierung, darunter DIH Tribe Lead Sven Löffler und Data Economy-Spezialist Dr. Karsten Schweichhart. Dazu passt es, dass wir unseren IDS-Beitrag mit Fokus auf den Automobilsektor ausbauen können, in dem T-Systems seit einem Jahrzehnt der führende deutsche ICT-Anbieter ist („T-Systems ist die # 1”, Link).

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Abb. 3: Vorschau auf die Next Mobility Anthology der IDSA Mobility Community

Community-Initiative: Anthologie und internationale Förderprojekte

Statt einer geistreichen Einführung und langen Erklärungen fokussiert sich die IDS Mobility Community auf eine klare Mission, und zwar „den Einsatz des offenen IDS-Standards für eine bessere Mobilität immer und überall zu fördern“. Erfolgskriterium der IDS ist dabei, dass Mobilität mit ihnen besser sein sollte als ohne sie … und zwar für Nutzer, Geschäfts- und Privatkunden. Einfach gesagt: Die Community wird sich auf alles konzentrieren, womit sich die Vorteile der IDS für die Mobilität demonstrieren lassen. Darüber hinaus werden wir aufgrund der globalen Ausrichtung des Automobilgeschäfts einen Schwerpunkt auf die Internationalisierung legen müssen. Statt nur zu beobachten und zu kommentieren, engagieren wir uns aktiv auf zweierlei Weise:

  1. Verfassen unserer Next Mobility-Anthologie: „Data Move People – Mobility Dataspaces“.
  2. Organisation der Teilnahme an internationalen Aktivitäten einschließlich Förderprojekten.

Unsere Anthologie soll ein lebendiges Dokument sein, mit ständig neuen Kapiteln und Aktualisierungen, das sich zusammen mit der Marktdynamik entwickelt. Die erste Version wird vier Kapitel enthalten (siehe Figure 3):

  • Mobility transformation and competitiveness of European automakers (S. Bratzel, J. Thoemmes, C. Schlueter Langdon).
  • Dataspaces enabled mobility (C. Schlueter Langdon).
  • Pan-European perspective (H. Bastiaansen, R. Mollema, A. Vikram, D. Groot).
  • Mobility Dataspace (S. Pretzsch, H. Drees, L. Rittershaus).

Wenn Sie es leid sind, immer nur untätig zuzuschauen … dann zögern Sie nicht … schließen Sie sich dem Kern-Team an … sehen Sie das Projekt mit unseren Augen … leisten Sie Ihren Beitrag … und kontaktieren Sie die Mitgründer Chris und Sebastian: https://internationaldataspaces.org/make/communities/

Danksagung: Dieser Artikel wurde mit Unterstützung von Sean Bäker während seiner Zeit als Dualer Student im Telekom Data Intelligence Hub verfasst.

Literaturhinweise

ACEA. 2020. Employment trends in the EU automotive sector. Europäischer Automobilherstellerverband (2021-03-01), Link

Delhaes, D. 2020. Merkel urges automotive groups: BMW, Daimler and VW to share data. Handelsblatt (2020-10-28), link

Otto, B., S. Steinbuß, A. Teuscher, S. Lohmann, et al. 2019. Reference Architecture Model Version 3.0. International Dataspaces Association, Berlin, link

Schlueter Langdon, C. 2006. Designing Information Systems Capabilities to Create Business Value: A Theoretical Conceptualization of the Role of Flexibility and Integration. Journal of Database Management 17(3) (July-September): 1-18

Schlueter Langdon, C. 2003. The State of Web Services. IEEE Computer 36(7): 93-95, link

Chris S. Langdon
Chris S. Langdon

Business Lead, Data Analytics Executive, Catena-X Product Manager

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