BMWE2025: From silos to ecosystems

Meist besuchte Erkenntnisse

Wenn das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) ruft, kommen alle. Seine zweitägige Konferenz „From Silos to Ecosystems – Creating Europe’s Digital Momentum“ (5.–6. Nov. 2025) im historischen Radialsystem V in Berlin brachte führende Vertreter aus Politik, Industrie und Wissenschaft zusammen, um zu diskutieren, wie Europas Industrie im globalen KI-Wettlauf aufholen kann – indem sie ihre Stärke in industriellen Daten durch Datenökosysteme auf Basis von Dataspace-Technologie nutzt.

Industrielle oder „physische“ KI braucht bessere Daten

Vor dem Hintergrund des aktuellen KI-Booms, insbesondere im Bereich der Generativen KI, bei der der Erfolg der Ergebnisse direkt von der Relevanz und Qualität der Trainingsdaten abhängt, sind Datenökosysteme zu einem zentralen strategischen Hebel geworden. Dies gilt besonders für die Industrie, in der hochwertige Industriedaten bislang aus Sorge um den Verlust von Datenrechten und geistigem Eigentum streng gehütet wurden. Dataspaces lösen dieses Problem, indem sie souveränen Datenaustausch ermöglichen: Datenanbieter behalten die Kontrolle über ihre Rechte und tragen dennoch mit ihren Daten zur gemeinsamen Wertschöpfung bei (Guggenberger et al. 2025).

Abbildung 1: Von den in Catena‑X geschaffenen Dataspace‑Grundlagen zu neuen Fähigkeiten in RoX

„Ist Ihre Datenbasis bereit für KI“ … und für Datenaustausch?

Der erste Tag bot Keynotes und Panels zu übergeordneten strategischen Fragen. Ein Höhepunkt war die Keynote „Critical Reflection – Economic Impact of Data Spaces in Europe“ von Oliver Ganser, Vice President bei BMW und Vorstandsvorsitzender der Catena‑X Association. Sein Vortrag war höchst unterhaltsam und vermittelte eine klare Botschaft: Im globalen Wettlauf um allgemeine, große Foundation Models wie OpenAIs ChatGPT oder Googles Gemini wird Europa voraussichtlich nicht im großen Maßstab aufholen können. Allerdings führt Europa derzeit bei „industriellen Dataspaces“, dem B2B‑„Internet für Daten“, das sicheren, souveränen Datenaustausch über Wertschöpfungsketten hinweg ermöglicht. Gansers zentrale Handlungsaufforderung war eindeutig: Europa darf diesen Vorsprung nicht verlieren, sondern muss die Einführung beschleunigen. Die Führungsrolle für diese Transformation wurde in einem speziellen Panel diskutiert, an dem unter anderem Christian Hort, Senior Vice President Automotive & Manufacturing bei T‑Systems, teilnahm.

Der zweite Tag verlagerte den Fokus von der Strategie zur Praxis mit interaktiven Workshops zu konkreten Anwendungsfeldern wie Manufacturing‑X, Industrial AI und Cloud‑Edge‑Architekturen. Ein besonderer Höhepunkt war die Vorstellung von 8ra, dem Important Project of Common European Interest (IPCEI) mit Schwerpunkt auf Cloud‑Infrastruktur und ‑Diensten (CIS) beziehungsweise dem Cloud‑Edge‑Kontinuum, präsentiert von Lara Grohe, Projektmanagement‑Leiterin bei der Deutschen Telekom, gemeinsam mit Andreas Weiss, Geschäftsführer des eco – Verband der Internetwirtschaft.

Silos2Abbildung 2: Oliver Gansers Keynote über mangelnde Datenbereitschaft als Dataspace-Hürde (Video)

RoX beschleunigt den Wandel von Silos zu Ökosystemen

Die Veranstaltung bot auch eine starke Sichtbarkeit für RoX, das digitale Ökosystem für KI‑basierte Robotik, mit mehreren RoX‑Partnern, die auf der Bühne beitrugen:

  • Prof. Dr. Debora Clever (Principal Scientist, ABB; Konsortialführerin von RoX) und Dr. Peter Seggewiss (Senior Vice President New Technologies, Rheinmetall) nahmen am Panel „From Silos to Ecosystems“ teil.
  • Thomas Hahn (Fellow, Siemens AG) beteiligte sich am Panel „Leadership and Responsibility: Who Will Turn Germany into a Digital Industrial Powerhouse?“
  • Dr. Martin May (Director Technology, SCHUNK) sprach im Panel „How to Succeed in Operations?“
  • Darüber hinaus trug das Team des Arbeitspakets „Digital Ecosystem Robotics“, geleitet von Prof. Dr. Chris Schlueter Langdon von der Telekom, zu Workshop 2 „Industrial AI in Decentralized Systems“ bei, wo RoX zeigte, dass es bereits im ersten Jahr in der Lage war, einen ersten Dataspace‑Anwendungsprototyp und erste Datenprodukte zu präsentieren. Dies unterstützte Oliver Gansers Forderung nach Datenbereitschaft und verdeutlichte zudem, wie Ökosysteme rasch Wachstum fördern können, indem sie völlig neue oder „Blue Ocean“-Möglichkeiten schaffen (Kim & Mauborgne 2004).

Nächster Schritt: Skalierung und Globalisierung von Ökosystemen

An beiden Tagen wurde deutlich, dass Europas digitales Momentum weniger aus dem direkten Wettbewerb bei generischen Foundation Models entstehen wird, sondern vielmehr aus der Skalierung industrieller Datenökosysteme, in denen Europa bereits führend ist – vorausgesetzt, die Einführung wird nun beschleunigt.

Ein nächster Schritt besteht darin, Datenökosysteme in lokalen Clustern zu verankern und entlang der Lieferketten auszuweiten.

Deep Dive: Erkenntnisse, Lessons Learned, Geschäftsauswirkungen

1 Sie verstärkt ein von Davenport und Tiwari (2024) aufgegriffenes Thema, wonach viele Unternehmen, die Generative KI einführen möchten, weiterhin vor erheblichen Herausforderungen bei der Aufbereitung hochwertiger, KI‑fähiger Daten stehen und dringend investieren müssen.

Referenzen

Davenport, T. H., and P. Tiwari. 2024. Is your company’s data ready for generative AI? Harvard Business Review (April), link

Guggenberger, T. M., C. Schlueter Langdon, and B. Otto. 2025. Data Spaces as Meta-Organisations. European Journal of Information Systems, January: 1–21, link

Kim, C., and R. Mauborgne. 2004. Blue Ocean Strategy. Harvard Business Review (October), link

Chris S. Langdon
Chris S. Langdon

Business Lead, Data Analytics Executive, Catena-X Product Manager

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